15.05.2017
Lebens.Med Zentrum Bad Erlach

Großes Interesse an "Uroonkologie"

Die Verbesserung der Lebenserwartung und die Fortschritte der modernen Medizin führen zu einer Zunahme an Menschen, die nach oder mit einer Krebserkrankung leben. Das Prostatakarzinom ist der derzeit beim Mann am häufigste diagnostizierte maligne Tumor. Die Betroffenen stehen vor neuen Herausforderungen, denen sich die Experten bei den 3. LEBENS.MEDizinischen Kongressen widmeten - dabei näherten sie sich auch dem einen oder anderem Tabuthema.

für Ärzte - 05.05.2017:

Der Kongresstag wurde von dem Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie, Prim. Univ.-Doz. Dr. Michael Rauchenwald (Urologie, SMZ Ost) eröffnet. Er gab einen Einblick in die Behandlung des Prostatakarzinoms und stellte dabei die aktuellen Richtlinien und Guidelines vor: "25 Prozent aller Karzinome beim Mann sind urologisch." Aufgrund der wachsenden medizinischen, sozialen und ökonomischen Bedeutung des Prostatakarzinoms wird die Integration der onkologischen Rehabilitation in ein uroonkologisches Gesamtkonzept immer wichtiger. Dies zeigte Prim. Univ.-Prof. Dr. Alexander Gaiger in seinem Vortrag: "Mit der uroonkologischen Rehabilitation können Distress, Depressivität und Ängstlichkeit reduziert werden, die Lebensqualität und der körperliche Status verbessert und die Erfolge aus der Akutbehandlung unterstützt. So ist eine Reintegration in den beruflichen und sozialen Alltag wieder möglich."

Praktische Tipps zur Kommunikation und den Umgang mit uroonkologischen Patienten gab es von Univ.-Prof. Dr. Henriette Walter (Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, AKH Wien). Sie empfahl den Zuhörern klare Aussagen zu tätigen und klare Handlungsanleitungen zu geben: "Männer finden in der Handlung die Lösung."

Die Urologen Prim. Dr. Gottfried Pfleger (Krankenhaus Oberwart) und Prim. Dr. Wolfgang Loidl (Ordensklinikum Linz) sprachen über Inkontinenz und erektile Dysfunktion in Zusammenhang mit uroonkologischen Eingriffen: "Wir Urologen sind immer im Spannungsfeld zwischen Tumorkontrolle und Funktionserhalt." Dem damit einhergehenden Tabuthema "Sexualität und Intimität bei Krebserkrankungen" widmete sich Univ.-Ass. Dr. Lucia Ucsnik (AKH Wien). Sie machte die Zuhörer darauf aufmerksam, dass die sexuelle Gesundheit ebenso ein Bestandteil von Heilung, Reintegration, Behandlung und Pflege ist.

Über die Wirksamkeit von prä- und postoperativem Beckenbodentraining sprach Mag. Béatrice Drach-Schauer, MPH und Priv.-Doz. Dr. Marlene Troch (Lebens.Med Zentrum Bad Erlach) ging auf die Wirkung der medizinischen Trainingstherapie bei uroonkologischen Patienten ein. Einen spannenden Einblick in die Ionentherapie bei MedAustron in Wiener Neustadt gewährte Univ.-Doz. Dr. Ulrike Mock (MedAustron).

 

für Pflege - 12.05.2017

Mit "Pflege braucht mehr - Kommunikation und psychosoziale Beratung in der Uroonkologie" von DGKP Sonja Kofler (Stationsleitung, Lebens.Med Zentrum Bad Erlach) wurde der Kongresstag für die zahlreichen Diplomierten Gesundheits- und Krankenpfleger eröffnet. Sie appellierte: "Der Patient muss dort abgeholt werden, wo er steht und es soll nicht zwingend das durchgesetzt werden, was wir als Pflegefachkräfte als wichtig empfinden." Im Vortrag "Mehr als Kürbiskerne knabbern..." hatte Mag. Angelika Beirer (Diätologin, Lebens.Med Zentrum Bad Erlach) viele praktische Tipps für die Kongressteilnehmer, da vor allem auch uroonkologische Patienten mit ernährungsrelevanten Nebenwirkungen, wie Appetitlosigkeit, veränderter Geruchs- oder Geschmackssinn, Blähungen, Durchfall oder aber auch Gewichtszunahme und Mundtrockenheit zu kämpfen haben.

Einen spannenden und emotionalen Einblick in die Welt eines Angehörigen, eines Unternehmers und vor allem eines Menschen, der den Krebs besiegt hat, gab Michael Feilmayr (Gründer und Obmann, Verein Chance for Cancer Survivors), der zum Thema "Krebs besiegt - was nun? Der berufliche Wiedereinstieg" referierte. "Wir haben alle zwei Leben: das zweite beginnt, wenn wir realisieren, dass wir nur eines haben", war dabei seine klare Botschaft.

Dem Tabuthema Inkontinenz und dem Leben mit einem Uro-Stoma näherten sich die Experten Dr. Mons Fischer, sowie DGKP Susanne Rosner, KSB und DGKP Waltraud Ünal, KSB. Sie waren sich einig, dass Stoma-Träger gut versorgt werden müssen, damit sie keine Einschränkungen haben und wieder gut ins Leben integriert werden können.

Durch eine Krebserkrankung bekommen sicherheitsspendende Systeme, wie Familie, Arbeitsplatz und Freundeskreis plötzlich einen anderen Stellenwert. Es entstehen neue Herausforderungen für das gesamte Beziehungssystem. Mag. Andrea Keck erklärte in "Krebs im Spiegel der Beziehungsgestaltungen": " Vor allem die Kinder sind häufig mit den weitreichenden Veränderungen durch die Diagnose Krebs eines Familienmitglieds überfordert und reagieren mit den unterschiedlichsten Verhaltensweisen."

Sehr interessiert wurde auch das Thema "Wenn Radfahren plötzlich zum Problem wird - Sport und Bewegung bei Prostatakarzinom" von Christian Seidl (Lebens.Med Zentrum Bad Erlach) verfolgt. Seine Empfehlung lautete: "Eine dauerhafte Verbesserung der Leistungsfähigkeit sowie des Allgemeinempfindens funktioniert nur durch regelmäßiges Training."

 

Prim. Univ.-Prof. Dr. Alexander Gaiger und DGKP Jürgen Friedl, MSc freuten sich über das große Interesse an den beiden Kongresstagen: "Die onkologische Rehabilitation ist ein hochwirksames Verfahren, das viele dieser uroonkologischen Tabuthemen aufgreift. Wir freuen uns, dass wir diese spannenden Diskussionen führen konnten." Sie freuen sich auf eine Fortsetzung im Jahr 2018.